Page 92 - Edvard Vrečko in Fanika Krajnc-Vrečko (ur.), Primož Trubar, Pisma. Zbrana dela Primoža Trubarja, 10. Ljubljana: Pedagoški inštitut.
P. 92
pisma

Auff solches allspald hab von meinen herrn vrlab vnd abschid genumen (zum abzug haben sie mir 30
gulden vnd ein ehrlichen abschid vnd ein wagen mit 6 roßen vnd mir ein reütroß bis hie her mit zwaien
khnechten geben, die sambt den roßen hab auff vnd ab müeßen verzeren) vnd bin mit weib, kind vnnd
allem guet erab gefaren jn 6 tagen. Heut fahr ich gen Tübingen jn des herrn Vngnaden verzinst haus. Alda
wil ich, bis mir endtlicher bescheid von der landtschafft aus Crein khumbt, mein aigen geld, alls vil noch
des hab, zeren. Der furst hat dem herrn Vngnaden geschriben, er wöll mich mit ehrlicher besoldung vnd
condition versorgen, aber ich neme der kheine auff ditsmal, ich wil der landtschafft diener bleiben.
Meine gröste sorg vnd anfechtung zu diser zeit ist dise, daß ich fürchte, jch werde mit des herrn Stephani
vnd Anthoni dolmetschen vnd orthographi nicht besteen. Herr Stephan ist kein Crobath, khan auch
nicht perfect windisch, herr Anthoni, was er crobatisch dolmetscht vnd geschriben, khan selber nicht wol
lesen. Dem ist also. Darumb, liebe brueder, schauet vmb ein rechten Boßnacken oder Vskoken, der recht
crobatisch, cirulisch reden vnd schreiben khan, wen er schon lateinisch oder walisch nicht khan. Den
schickht vns eraus auff das alles päldist, darumb bitten wir euch vmb der ehr gottes willen. Man druckht
sjeiczhunndicdhetnzukslaeminecnatjencheiinsmbuümchlLruetühmereinv.nWd adriuemprbedhiagbtdjervdoecnabmueloineitnefXfiVcaItoianfiicdheti,lawßeelnchdeozlwmoetsstcuhceknh?
Der ist lenger vnd nach notturff ausgelegt. Matheus ist nicht corrigirt; herr Anthoni khan vnd will jn nicht
corrigiren, sonder von newen vertiren. Die postil, welche herr Stephan hat vertirt, ist am wegh etwan bei
Saltzburg verloren worden, das mühe vnd arbeit ist. Ich besorg, wir werden mit schanden vor gott vnd den
menschen besteen. Gott helffe vns mit gnaden hindurch. Wen wir bestuenden, wir wolten hülff genueg
vberkhumen bei chur fursten vnd steten. Die cirulische geschrifft wolten wir auch pald bekhumen.
Haltet an ernnstlich bei der ersamen landtschafft, wie sie es mit mir halten wöllen, ob sie jnen getrauen
mich zuerhalten, daß ich offenlich vnd nicht jn wünckhelen haimlich mag zu Labach oder jn einer
anderen stat oder ortt khan predigen vnd die h. sacramenta administriren. Vnd was jr fur ein beschaid
erlangt, last mich eilend wißen.
Herr Hans Ungnad schickht dem herrn landsverweser allerlai des kaisers, der fursten vnd pabst legaten
reden vnd handlungen, neulich zu Naumburg geschehen. Schreibts ab vnd spargirts vndter die menschen,
frumen vnd bösen, auff das sie wißen, daß noch leüt auff erden, die dem Antichrist zu Rom die füeß nicht
wöllen küßen, sonder jn sambt seinen anhang verfluechen vnd verdamen, wie er dan werd ist. Gruest die
brueder vnd schwester jn Christo alle. Datum jn großer eil zu Vrach, am 19. tag martij jm 1561. jar.
E.w. Primus Truber

Ich schreib heut dem herrn landtsverwesser auch.

92
   87   88   89   90   91   92   93   94   95   96   97