Page 23 - Edvard Vrečko in Fanika Krajnc-Vrečko (ur.), Primož Trubar, Pisma. Zbrana dela Primoža Trubarja, 10. Ljubljana: Pedagoški inštitut.
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pisma

Ich bedangkh mich mit dem höchsten gegen e. e., daß sich dermaßen gegen mir gediemutiget hat mir
zuschreiben vnd verhört hat mit dem obgemelten büechlein, welches ich durchgelesen vnd neben P.
Melanchtons Comentarijs super epistolam ad Romanos, die er jn verschinen 56. jar hat ausgehen, einpinten
lassen; ist mir lieb vnd werd, kan auch nichts, als vil ich vrtails hab, vnrechts oder ketzerisch darin finden noch
vermerckhen. Vnd ich kan euch hiemit nicht verhalten, daß mir auff zeit, seit ich alhie bin, ist furkumen, daß
etlich zu Rauenspurg vnd zu Memingen von mir ausgeben haben, als ich alhie offenlich an der cantzel alle
zwinglischen verdambt vnd ketzer gescholten soIt haben. Vnd souer dise red auch euch oder den anderen
ministris ecclesiarum Helueticarum wär von mir zukumen, jr wöllet das keins wegs glauben vnd mich
entschuldigen, dan solches hab ich weder jn windischen landen noch zu Rotenburg an der Thauber, vil weniger
alhie weder an der cantzel noch in priuatis colloquijs die gedacht noch gered; es wird auch kein kemptisch
mensch von mir mit der warhait nicht sagen mügen. Wie ich erstlich vor 4 jaren hie er kam vnd von etlichen
het allspald vernomen, wie die vorrigen prediger schier alle alhie fur vnd für wider einander von wegen des
sa[c]raments waren, vnd alls die zeit kam, daß wir coenam muesten halten, da thet ich 3 predig nacheinander
von sa[c]ramenten, vnd wie ich kam, daß ich müest de substantia sacramenti reden vnd mich gegen beiden
partheien erklären, da thet ein exclamation wider den teuffl, der solhe zwitracht vnd vneinigkheit von dises
artickls wegen jn der christlichen kirchen zum großen hindernus des euangelij lauffs het angericht. Vnd
vndteren anderen saget ich, was nützt den gotsaligen ainfeltigen christen solhe hohe disputationen de reali,
corporali, substantiali et spirituali corporis Christi presentia, dieweil beide teyll, die zwinglischen vnd die
lutherischen, bekenen, es sind nicht nuda signa, sonder es werd jm nachtmal warhafftig der leib Christi vnd sein
pluet den Christen ausgetailt. Dabei sol mans vnd wir wöllens auch beleiben lassen vnd citirt darzu Augustini
dictum: quod sa[c]ramentis non est adhibenda verborum argumentatio, sed fides. Christus hab das prot jn
seinem abendmal, wo man recht haltet, consecrirt zu seinem leib vnd den wein zu seinem bluet, seinen worten
wollen wir ainfaltiglich glauben vnd dauon nicht weiter disputiren. Es ist ein mysterium. Auff dise meinung
hab ich, wo ich geprediget hab, jn 27 jaren gered, vnd Gott lob, man hat an meinen predigen vom sacrament
noch anderen articulen kein zbinglischer noch lutherischer, alls vil ich hab verstanden, kein mißfallen gehabt
oder vneins mit mir worden. Aber mit den suenkfeldischen hab ich keins wegs mügen stymen noch sie mit
mir. Sie haben meinen gesellen, ein neophitum, ein jungs kürtz mandl, hat ein aigensynig köpfel wie euer
Grebelius, Denggius, Hetzer, Balthasar Hubmair, alls Vadianus von jnen schreibt. Last sich keins wegs vom
suenckfeldischen jrthumb abweisen. Ich hab jme Vadiani, Specker, Jllirici, Galli, Georgij Maioris, euer zuricher
prediger scripta contra Suenckfeldium vnd ewre vorred vber das büechl Summa christenlicher religion zugestelt
vnd gebeten, daß ers lese, aber hilfft an jme gar nichts. Sagt, der Vadianus, wie er hat sterben wöllen, hab ein
große anfechtung gehabt von des büechl wegen; es hab jn größlich gerewen, daß er hab wider den man Gottes,
den Suenkenfeldium, geschriben; jr Tigurini seit nur philosophi et non theologi; Lutherus sei jme selbst jn
villen sachen wider. In summa, seit man jme den dienst hat abkünt (wirt zu osteren des dienst antreten müeßen,
aber ein anhang wil jn erhalten, vnd bei einem rath alhie erlangt, daß man läst alhie sitzen), hie lenger gröber

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