Page 251 - Karmen Pižorn, Alja Lipavic Oštir in Janja Žmavc, ur. • Obrazi več-/raznojezičnosti. Ljubljana: Pedagoški inštitut, 2022. Digitalna knjižnica, Dissertationes 44
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mehrsprachigkeit – die einzige herausforderung in der flüchtlingsbeschulung?

Was das Herkunftsland betrifft, findet man auch da Unterschiede.
Während in den europäischen Ländern (Albanien, Griechenland, Ita­lien,
Kosovo, Kroatien, Rumänien, Russland, Türkei) nur 5 Fragen von min-
destens einem Probanden oder einer Probandin als Tabu markiert wur-
den, waren das in den asiatischen und afrikanischen Ländern (Äthiopien,
Eritrea, Ghana, Guinea, Irak, Iran, Syrien, Thailand) insgesamt alle 9 Fra-
gen. Das bedeutet, dass es im Rahmen unserer Forschung in den asiati-
schen und afrikanischen Ländern mehr Tabuthemen gibt als in den euro-
päischen Ländern und auch die Hypothese 3 hat sich bestätigt.

Im Zusammenhang mit dem Alter haben insgesamt 32,7% der Jugend-
lichen unter 20 Jahren eine der zwei Fragen über die Flucht (Frage 2 und 3)
als negativ markiert. Bei den Jugendlichen ab 20 Jahren waren das 33,3%.
Obwohl der Unterschied sehr knapp ist, wurde die letzte Hypothese, dass
das Thema Flucht für die Jugendlichen unter 20 Jahren eher ein Tabuthema
ist als für die Jugendlichen ab 20 Jahren, nicht bestätigt.

6. Fazit
Das Thema Tabu zu erforschen, stellt Forscher vor einige Herausforderun-
gen. Denn schon das Erwähnen eines Tabus kann von einigen Gesprächs-
partnern und Gesprächspartnerinnen als ein Tabubruch wahrgenommen
werden. Umso schwieriger ist es herauszufinden, welches Thema bei einem
konkreten Menschen als Tabu gilt und welches nicht.

Wie man sehen kann, sind auch die Ergebnisse unserer Forschung
sehr vielfältig. Einige unserer Vermutungen, die aufgrund der Recherche
der schon existierenden Artikel über Tabus entstanden sind, haben sich be-
stätigt. So hat sich auch bei unseren Teilnehmern und Teilnehmerin­ nen
gezeigt, dass das Thema Sexualität zu den größten Tabus gehört. Dies liegt
unserer Meinung nach vor allem an der Religion, da die meisten Schü-
ler und Schülerinnen muslimischen oder christlich-orthodoxen Glaubens
sind. In beiden Religionen sind Sex vor der Hochzeit und Homosexuali-
tät immer noch sehr verpönt (vgl. z.B. Hess-Lüttich, 2017 / Bouchara, 2010)

Was die Unterschiede im Zusammenhang mit dem Herkunftsland
betrifft, lag das Ergebnis eigentlich auf der Hand. In unserer Forschung
wurden nämlich vor allem solche Themen ausgewählt, die in Europa nicht
mehr so stark tabuisiert sind wie das in den anderen Ländern der Fall ist.
Deshalb war es nicht überraschend, dass von den Schülerinnen und Schü-
lern aus den asiatischen und afrikanischen Ländern jede Frage mindestens

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