Page 432 - Edvard Vrečko (ur.), Primož Trubar: Nemški spisi 1550-1581, Zbrana dela Primoža Trubarja 11
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Vorred.

in jrer eignen gemeinen Syrfiſchen vnnd Crobatiſchen
Sprach / die ſie nennen Liturgia des Guldenmundts.
Vn[nd] iſt eben die Meß (wie ichs ſelbs mit obgemelten
Prieſtern auß jren Meßbüchern durch auß / von Wort
zu Wort hab conferiert vnd überſehen) die Eraſmus Ro-
terodamus vor jaren auß dem Griechiſchen in das La-
tein verdolmetſcht / die findet man in dem fünfft Tomo
des Johannis Chriſſoſtomi  / Ertzbiſchoffs zu
Conſtantinopel Büchern / am ende. Sie haben auch ein
kurtzere Meß / die halten ſie am Abendt der groſſen
Feſt wann ſie den gantzen Tag gefaſtet / kommen ſie
alſdann am Abendt in die Kirchen nüchtern zuſamen /
halten dieſelbige Meß / vnd communicieren darbey das
Volck. Jre Kirchen ſeind in drey theil abgetheilt / in dem
oberiſten Theil legt der Prieſter ſein Meßgewandt an /
ſchneidet auß einem geſeurten Laib Brotts das mittel
Stuck herauß / ſo mit einem Sternzeichen auffgetruckt /
brocket daſſelbig in ein Kelch / geüßt Wein darauff /
vnnd ſpricht ein Gebett darüber. Darnach geht er im
Meßgewandt mit dem Kelch vnnd Diacono herab in
den andern theil der Kirchen / oder Chor / (in dem iſt
ein groſſer Altar / vnd hat ein Furhang / darinn ſeind
die Prieſter vnd Diaconi allein / kein Lay) vnnd ſetzt
den Kelch auf den Altar / da hebt er an ſein Meß /
ein weil ſtill / ein weil laut / in gemeiner Syruiſchen
Sprach zuhalten. Darunder bettet der Diacon die Lita-
ney viermal dem Volck vor / darauff antwortet jeder-
man in dem vnderſten theil der Kirchen ſtehend / Herr
erbarm dich vnſer / etc. Solches weret lang / vnnd
wann ſie jre Conſecration vnd Meß haben vollbracht /

(darbey

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