Page 255 - Edvard Vrečko in Fanika Krajnc-Vrečko (ur.), Primož Trubar, Pisma. Zbrana dela Primoža Trubarja, 10. Ljubljana: Pedagoški inštitut.
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ergerlich begeren gethan vnd vmb den magistrum Christophorum Spindler abermals gebeten. Hierauff
haben sie mir den vierten fürgeschlagen vnd zu mir geschickht. Der hat allspald hinein wöllen, wen ich
jme roß, zerung vnd ein poten aus disem land zugeben vnd ein halb jar jn Crein an [ohne] weib vnd kind
bleiben, den dienst versuechen. Dieweil aber gemelter prediger magister Eusebius Fray fünff kleine kinder
vnd weib hat, das eltist ist sechs jar allt, die hinein zu pringen wirdet vil darauff gehen, hab jn an [ohne] e.
g. vorwißen nicht hinein schickhen wollen. Die räth loben jn hoch, wie e. g. aus jren etlichen beiligunden
schreiben vernemn werden.
Er mag von seiner phar jarlichen 200 thaler haben. Jst sunst gar ein stiller sitzamer man bei 26 oder 28 jar
allt. Souer e. g. jn haben wöllen, laßen mich wißen, sol an [ohne] weiter verzug herein geschickht werden,
doch daß sie jme auch zerung vnd roß daneben verordnen, das mag mit 50 gulden ausgericht werden. Den
magistrum Spindler, der kein weib noch khindt, hab bei den räthen vnd superintendenten nicht mügen
erhalten, daß sie jn zu dem hetten verordent; sagen, er sei jung, vnerfaren, mueß zuuor doctoriren. Vnd
nachdem man gesagt, doctor Jacob Andree werde allspald nach den feyrtagen von Praunschweig anhaim
khumen, hab deswegen disen poten 14 tag lenger bei mir behalten, vermeint mit seiner hülffe den Spindler
auffzupringen. E. g. mügen noch zum dritten dem herren d. Jacoben vnd mir schreiben, sie wolten lieber
den magistrum Spindler, dieweil er noch ledig ist, den ein mit kinderen haben, den sie hetten auch zuuor
ein jungen gehabt, der hat sich wol gehalten, er sei der creinerischen kirchen lieb vnd werd gewesen.
Das alles hab ich den räthen geschriben, aber für mein person nichts bei jnen erhalten mügen. Und erst
auff ein zedl in ein post scripta setzen, souer wir den m. Spindler nicht vberkhumen, das wir allsdan den
magistrum Eusebium Frey sollen schickhen.
Herr doctor Jacob vnd jch dazumal, wie wir dem herren von Egkh von Eßlingen haben geschriben, ein
prediger aus disem fürstenthumb zuschickhen, haben nicht vermeint, daß sie so schwar hinein zu pringen
sind. Gott wiße, daß ich khein mühe, vleiß vnd vncosten jn dem hab gespart. Jch hab den magistrum
[Eusebium]3 kostfrey samb seinen pferten gehalten vnd ein gold gulden geschengkht.
Wie vnd wan vnser frumer fürst gestorben, werden aus beiligunden druckh gründtlich vernemen. Die
große khelt vor weinnachten hat alle weinreben erfrort jn disem landt.
Am mitwoch nechst verschinen sind zu Stuttgarten jm gschloß drey zimmer aussprunnen. Die alte fürstin
vnd den jungen fürsten hat man kham auspracht. Der lew zu Tübingen ist vor 3 tagen auch gestorben. Was
hierauff wirdet volgen, jst got wißundt. Wir sind pöß, sicher, vnpüeßfertig, gott wirdet es vns wie andere
nationen mit der rutten haimsuechen. E. g. vnd herschafften thue mich hiemit vnterthaniglich vnd treulich
beuelhen. Datum Derendingen, am 18. januarij jm 1569. jar.
E. g. vnd herrschafften vnterthaniger Primus Truber

3 Pripisano na robu.

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