Page 570 - Edvard Vrečko (ur.), Primož Trubar: Nemški spisi 1550-1581, Zbrana dela Primoža Trubarja 11
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Vorred.

beſten vermerckt / ſonder auff das vnfreundtlicheſt ge-

deuttet vnd außgelegt / als wann man ſich frembder

hendel anneme / die ſie gantz und gar nichts angehen.

460. Wohn = Wahn, Daher vil Leut in diſen wohn460 geraten / ſo ſie allein
utvara, blodnja. bey den Jaren ruhe vnd friden / deßgleichen auch die

Predig des heiligen Euangelij haben (deren ſie ſich doch

mehr zur fleiſchlichen Freiheit / dann Chriſtlicher vnd

warhaftiger Gottſeligkeit gebrauchen) fragen ſie wenig

darnach / ob gleich andere / ſo da auch auff den namen

Chriſti getaufft / in vnfriden verderben / vnd in aber-

glauben ewiglichen ſterben / wölcher jamer nimmer-

1. Kor XII.; mehr gnugſam mag bedacht werden. Wie ſich aber
Röm XII. ſolcher Chriſten gedancken / mit der erinnerung des

heiligen Apoſtel vergleichen (da er geſchriben / das wir

durch einen Geiſt / alle zu einem Leib getaufft ſeyen.

Vnnd abermals / Gott hat den Leib alſo vermenget /

das die glider füreinander gleich ſorgen / vnd ſo ein glid

leidet / ſo leiden alle glider mit / ſo ein glid würt herr-

lich gehalten / ſo frewen ſich alle glider mit) des würt

einem jeden ſein eigen Hertz zeugnuß geben.

Denn mit diſem ſterblichen Leib hat es diſe geſtalt / ſo

ein ſchmertz dz wenigſt glid angreifft / vnd ſolchen

ſchmertzen die andern glider zumal / oder eins nicht emp-

findet / ſo muß eintweder der gantze Leib / oder daſſelbig

glid todt / vnd demnach / der Leib als ein erſtorbe[n] / vn-

Röm VIII. empfindlich vnd todt glid abzuſchneiden ſein. Alſo weil die

Chriſten auß einem Geiſt (nem=

A ij b lich

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